Wirksamkeit von mobilen Apps als Zusatz zur Psychotherapie bei Essstörungen

Anfrage

Wie wirksam sind mobile Apps in Kombination mit einer Face-to-face-Psychotherapie im Vergleich zur alleinigen Face-to-face-Psychotherapie bei Erwachsenen und Kindern mit Essstörungen wie Bulimia nervosa, Binge-Eating-Störung und Anorexia nervosa?

Ergebnisse

Studien

Wir fanden zwei randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), die bei Erwachsenen und Kindern mit Essstörungen die Wirkung von mobilen Apps in Kombination mit einer Face-to-face kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) mit alleiniger KVT verglichen (1, 2). Untersucht wurden insgesamt 172 Personen mit Bulimia nervosa, Binge-Eating-Störung, Anorexia nervosa oder sonstigen Essstörungen. Das durchschnittliche Alter der PatientInnen lag in einer Studie bei 18 und in der anderen bei 32 Jahren, der durchschnittliche BMI bei Therapiebeginn betrug 20,3 und 27,5. Die Mehrheit der StudienteilnehmerInnen war Frauen. Bei beiden RCTs erhielten die PatientInnen eine zwölfwöchige KVT. Jeweils die Hälfte von ihnen wurde in die Interventionsgruppe randomisiert, die Zugang zu einer mobilen App als Zusatz zur KVT erhielten. In einem der beiden RCTs (1) wurden die StudienteilnehmerInnen nach der zwölfwöchigen Behandlung weitere sechs Monate lang beobachtet.

Resultate

  • Objektive bulimische Episoden: Die Anzahl der TeilnehmerInnen in Remission, definiert als PatientInnen ohne objektive bulimische Episode in den vorangegangenen vier Wochen, unterschied sich numerisch zwischen den Gruppen, war aber statistisch nicht signifikant (51,5% [17 von 33] versus 33,3% [11 von 33]; Relatives Risiko [RR]: 1,55; 95% Konfidenzintervall [KI]: 0,86 bis 2,77).

 

  • Symptom-Skala des Eating Disorder Examination Questionnaire (EDE-Q): Nach zwölfwöchiger Therapie zeigte sich anhand der EDE-Q-Skala in beiden Behandlungsgruppen eine ähnliche Verbesserung der Symptome im Vergleich zum Therapiebeginn (durchschnittliche Verbesserung um 0,82 Punkte versus 0,71 Punkte; Betakoeffizient [Einfluss der mobilen App]: -0,73; 95% KI: -1,63 bis 0,17) (2).

 

  • Behandlungskontakte: Bei Nutzung der mobilen App zusätzlich zur KVT kam es in einer Studie mit Erwachsenen und Kindern mit Essstörungen innerhalb von drei Monaten zu signifikant weniger regulären Behandlungskontakten im Vergleich zur KVT allein (6,77 Kontakte weniger versus 0,87 Kontakte mehr als vor Therapiebeginn; Betakoeffizient: -18,29; 95% KI: -33,13 bis -3,45) (2). Die Anzahl der PatientInnen mit notfallmäßigen Behandlungskontakten innerhalb von drei Monaten war jedoch in beiden Gruppen ähnlich (2 pro 53 PatientInnen weniger versus 3 pro 53 PatientInnen weniger als vor Therapiebeginn; RR: 0,67; 95% KI: 0,12 bis 3,83) (2).

 

  • Lebensqualität: Bei Erwachsenen zeigte sich in beiden Therapiegruppen, gemessen anhand eines Fragebogens der EuroQoL-Gruppe, des EuroQoL – 5 Dimensionen – 5 Levels, keine statistisch signifikante Veränderung der Lebensqualität während des zwölfwöchigen Beobachtungszeitraums (0,06 Punkte mehr versus 0,06 Punkte weniger; Betakoeffizient: 0,07; 95% KI: -0,17 bis 0,31) (2). Daten zur Lebensqualität von Kindern wurden nicht berichtet.

 

  • Body-Mass-Index (BMI): Der BMI veränderte sich während der kognitiven Verhaltenstherapie nicht statistisch signifikant und war in beiden Gruppen ähnlich (Steigerung um 0,21 versus 0,17 BMI-Punkte; Betakoeffizient: 0,11; 95% KI -0,48 bis 0,70) (2).
Stärke der Evidenz
1 von 3 = Niedrig

Das Vertrauen in das Ergebnis, dass eine mobile App in Kombination mit einer KVT im Vergleich zu einer alleinigen KVT die Anzahl an objektiven bulimischen Episoden verringert, ist niedrig. Das Vertrauen in das Ergebnis, dass die mobile App zusätzlich zu einer KVT im Vergleich zur alleinigen KVT keinen Einfluss auf die EDE-Q-Symptom-Skala hat, ist ebenfalls niedrig.

Stärke der Evidenz
0 von 3 = Insuffizient

Das Vertrauen in die Evidenz ist insuffizient, um eine Aussage zum Einfluss von mobilen Apps als Therapiezusatz zu einer KVT auf die Lebensqualität bei PatientInnen mit Essstörung zu treffen.

Abbildung 1: Ergebnisse im Überblick

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