Medizinische Cannabinoide bei affektiven Störungen und Angsterkrankungen

Anfrage

Gibt es Studien, die den Einsatz von medizinischen Cannabinoiden bei Personen mit affektiven Störungen oder Angsterkrankungen untersuchen?

Ergebnisse

Studien

Wir fanden eine methodisch gut durchgeführte systematische Übersichtsarbeit mit Meta-Analyse (1) aus dem Jahr 2022 mit 32 randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) und 1 768 Personen (2-33), die bei PatientInnen mit Angstzuständen und Depressionen die Wirkung von medizinischen Cannabinoiden mit Placebo verglichen. Untersucht wurden Dronabinol, Nabilon, Cannabidiol und Nabiximols in unterschiedlichen Dosierungen (Tabelle 1 und Tabelle 2). Die Studiendauer reichte von einer einmaligen Anwendung bis zu drei Jahren. Die meisten Studien hatten ein geringes oder unklares Bias-Risiko.

Resultate

Angstzustände: Die Effekte von medizinischen Cannabinoiden bei Angstzuständen wurden in 27 RCTs untersucht (2-28).

  • Was die Anwendung von Dronabinol, Nabilon oder Nabiximols versus Placebo betrifft, war der Unterschied in der Wirkung zwischen den Behandlungsgruppen nicht statistisch signifikant (Tabelle 3).

 

  • Cannabidiol führte zu einer größeren Abnahme von Angstsymptomen als Placebo (Standardisierte Mittlere Differenz [Std MD]: -0,34; 95% Konfidenzintervall [KI]: -0,73 bis 0,06; Heterogenität I2= 78%). Das zeigte eine Meta-Analyse von elf RCTs mit 481 PatientInnen (1). Umgerechnet auf die Beck Anxiety Inventory Skala von 0 (=keine Angst) bis 63 (= schwere Angstsymptome), wurde mit Cannabidiol eine um drei Punkte größere Angstreduktion erreicht.

 

Depressionen: Die Effekte von medizinischen Cannabinoiden bei Angstzuständen wurden in 23 RCTs untersucht (2-5, 8, 9, 11, 14, 16, 19, 20, 22-33).

  • Für die Anwendung von Dronabinol oder Nabilon versus Placebo war der Unterschied in Bezug auf die Wirkung zwischen den Behandlungsgruppen nicht statistisch signifikant (Tabelle 4).

 

  • Eine Meta-Analyse von sechs RCTs mit 301 Teilnehmenden verglich Cannabidiol vs. Placebo. Dabei zeigte sich bezüglich einer Reduktion von Depressionssymptomen ein Vorteil für die Placebogruppe (Std MD: 0,12; 95% KI: -0,09 bis 0,34; I2= 0%).

 

  • Nabiximols führte zu einer klinisch nicht relevanten, gering größeren Reduktion von Depressionssymptomen als Placebo (Std MD: -0,12; 95% KI: -0,36 bis 0,13; I2= 43%). Das zeigte eine Meta-Analyse von sieben RCTs mit 413 Personen. Umgerechnet auf die Beck Depression Inventory Skala von 0 (=keine Depression) bis 63 (=klinisch relevante Depression), wurde mit Nabiximols eine um einen Punkt größere Reduktion der Depression erreicht.
Stärke der Evidenz
0 von 3 = Insuffizient

Das Vertrauen in das Ergebnis ist unzureichend für eine sichere Aussage, dass zwischen PatientInnen mit Angstzuständen, die entweder Nabilon oder Placebo erhalten, kein statistisch signifikanter Unterschied in Bezug auf eine Angstreduktion besteht. Um eine verlässlichere Aussage zu treffen, sind größere, methodisch gut durchgeführte randomisierte kontrollierte Studien erforderlich

Stärke der Evidenz
1 von 3 = Niedrig
  • Das Vertrauen in das Ergebnis ist niedrig, dass zwischen PatientInnen mit Angstzuständen oder Depressionen, die entweder Dronabinol oder Placebo erhalten, kein statistisch signifikanter Unterschied in Bezug auf eine Linderung der Symptome besteht. Um eine verlässlichere Aussage zu treffen, sind größere randomisierte kontrollierte Studien erforderlich.

 

  • Das Vertrauen in das Ergebnis ist niedrig, dass zwischen PatientInnen mit Depressionen, die entweder Nabilon oder Placebo erhalten, kein statistisch signifikanter Unterschied in Bezug auf eine Linderung der Symptome besteht. Um eine verlässlichere Aussage zu treffen, sind größere randomisierte kontrollierte Studien erforderlich.

 

  • Cannabidiol führt zu einer gering größeren Abnahme von Angstsymptomen. Das Vertrauen in das Ergebnis ist niedrig. Die Studienergebnisse waren sehr unterschiedlich.

 

  • Bei Depressionen zeigte der Vergleich Cannabidiol versus Placebo einen geringen Vorteil für die Placebogruppe. Um eine verlässlichere Aussage zu treffen, sind größere randomisierte kontrollierte Studien erforderlich.

 

  • Das Vertrauen ist niedrig, dass zwischen PatientInnen mit Angstzuständen, die entweder Nabiximols oder Placebo erhalten, kein statistisch signifikanter Unterschied in Bezug auf eine Angstreduktion besteht. Um eine verlässlichere Aussage zu treffen, sind größere randomisierte kontrollierte Studien erforderlich.
Stärke der Evidenz
2 von 3 = Moderat

Das Vertrauen in das Ergebnis ist moderat, dass zwischen PatientInnen mit Depressionen, die entweder Nabiximols oder Placebo erhalten, in Bezug auf die Reduktion von Symptomen ein geringer, klinisch nicht relevanter Vorteil für Nabiximols vorliegt.

 

Abbildung 1: Ergebnisse im Überblick

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