Kraniotomie mit oder ohne Pause von Plättchenaggregationshemmern

Anfrage

Ist bei PatientInnen, die sich einer Kraniotomie unterziehen, das Blutungsrisiko höher, wenn eine Plättchenaggregationshemmer-Therapie fortgesetzt, als wenn diese unterbrochen wird? Führt die Unterbrechung der Plättchenaggregationshemmer-Therapie zu einem höheren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse?

Ergebnisse

Studien

Wir haben zur Fragestellung zwei relevante retrospektive Kohortenstudien mit insgesamt 1743 StudienteilnehmerInnen identifiziert (1, 2), von denen 306 regelmäßig Acetylsalicylsäure (ASS) einnahmen. Abhängig davon, ob ASS perioperativ pausiert wurde, erfolgte eine Zuteilung in zwei Gruppen. In der größeren Studie, in der 223 PatientInnen regelmäßig ASS einnahmen, war das durchschnittliche Alter der StudienteilnehmerInnen 64 Jahre (2). Ungefähr die Hälfte der StudienteilnehmerInnen war Frauen. Mehr als die Hälfte der Tumore war gutartig. Unabhängig von der Indikation und dem ASS-Status wurden andere Thrombozytenaggregationshemmer und Antikoagulantien vor der Operation abgesetzt. (2) Von den StudienteilnehmerInnen, die ASS einnahmen, bekam der Großteil 81 mg ASS. Das Bias-Risiko der beiden Studien haben wir aufgrund der Methodik als hoch eingestuft. Eine detaillierte Übersicht der Studiencharakteristika zeigt Tabelle 1.

Resultate

  • Blutverlust: In einer Studie, in der 83 von insgesamt 452 TeilnehmerInnen ASS einnahmen, war der Blutverlust während der Kraniotomie bei Fortsetzen der ASS-Therapie höher, als wenn ASS pausiert wurde (Differenz der Mittelwerte 55,0 ml; 95% Konfidenzintervall [KI]: -48,4 bis 158,4) (1). Zu berücksichtigen ist jedoch das breite Konfidenzintervall.

 

  • Postoperative intra- und extrakranielle Hämatome: In der größeren Studie, in der 223 von 1291 TeilnehmerInnen ASS einnahmen, war je Gruppe etwa 1 Prozent der PatientInnen von einem postoperativen Hämatom betroffen (2) (siehe Tabelle 1).

 

  • Kardiovaskuläre Ereignisse: In der größeren Kohortenstudie wurde in der Gruppe, die ASS vor der Operation nicht pausierte, kein Schlaganfall und in der Gruppe, die ASS pausierte, ein Schlaganfall berichtet (0 versus 0,9 Prozent; Relatives Risiko [RR] 0,29; 95% KI: 0,01 bis 6,95) (2).

 

  • Tiefe Beinvenenthrombose und Lungenembolie: Innerhalb von 30 Tagen wurde nach 234 Operationen, vor denen ASS nicht pausiert wurde, eine tiefe Beinvenenthrombose beobachtet. In der Vergleichsgruppe, in der ASS pausiert wurde, traten keine tiefe Beinvenenthrombosen auf (0,8 Prozent versus 0 Prozent; RR 2,57; 95% KI: 0,11 bis 62,56) (2). In der Gruppe, die ASS nicht pausiert hatte, wurde keine Lungenembolie und in der Vergleichsgruppe, die ASS pausierte, eine Lungenembolie beobachtet (0 Prozent versus 0,9 Prozent; RR 0,29; 95% KI: 0,01 bis 6,95) (2).

 

Vertrauen in das Ergebnis

Das Vertrauen in die Ergebnisse der vorliegenden Studien ist unzureichend, weil Ereignisse selten vorkamen und die Studien methodische Limitationen aufwiesen (siehe Abbildung 1 und Tabelle 2).

Stärke der Evidenz
0 von 3 = Insuffizient

 

Abbildung 1: Ergebnisse im Überblick

Ausführliche Beantwortung
Download

Ausführliche Beantwortung dieser Anfrage als PDF zum Download

Rapid-Review teilen