Heparin nach neurochirurgischen Eingriffen: Einfluss von Frequenz und Dosis

Anfrage

Wie effektiv ist eine niedrige, seltener verabreichte Dosis von Low molecular weight heparin (LMWH) nach neurochirurgischen Eingriffen, verglichen mit einer höheren Dosis, hinsichtlich der Prävention von thromboembolischen Ereignissen? Wie häufig treten bei niedriger oder höherer Dosis Blutungen oder Sterbefälle auf?

Ergebnisse

Studien

Wir fanden zwei Kohortenstudien (1, 2), die 410 PatientInnen nach Verschluss eines intrazerebralen Aneurysmas (1) und 159 PatientInnen nach Kraniotomie (2) untersuchten. Beide Studien verwendeten postoperativ unfraktioniertes Heparin (UFH). Eine Studie (1) verglich niedrig dosiertes UFH (aPTT<40s) mit UFH in therapeutischer Dosis (aPTT 50-60s). Die andere Studie (2) setzte die zweimal tägliche mit der dreimal täglichen Gabe von 5000 units/0,5 ml UFH in Vergleich. In der methodisch besseren Studie war das Ausgangs-Thrombose-Risiko ähnlich: In den Vergleichsgruppen hatten jeweils etwa 2 Prozent der PatientInnen anamnestisch bereits ein vorangehendes thromboembolisches Ereignis gehabt (1). Der neurochirurgische Eingriff erfolgte in der Gruppe mit der niedrigen Dosis jedoch häufiger (bei 57 Prozent) mikrochirurgisch, in der Gruppe mit therapeutischer Dosis häufiger (bei 79 Prozent) endovaskulär. In der zweiten Studie waren die beiden Heparin-Dosis-Gruppen bezüglich des Thromboserisikos nicht vergleichbar (2). Wir stuften das Risiko verzerrter Ergebnisse für die bessere Studie, da Unterschiede bezüglich der Eingriffe bestanden, als unklar und für die zweite Studie als hoch ein.

Resultate

  • Tiefe Venenthrombose: Beide Studien (1, 2) zeigen einen statistisch nicht signifikanten Trend zu mehr tiefen Venenthrombosen (TVT) bei geringerer UFH-Dosierung (Tabelle 1). In der methodisch besseren Studie (1) trat bei 2,3 Prozent (7 von 298) der Personen mit geringerer Dosis eine TVT auf – im Vergleich zu 1,8 Prozent (2 von 110) bei höherer Dosis (RR [Relatives Risiko]: 1,3; 95% KI [Konfidenzintervall]: 0,28–6,24).

 

  • Pulmonalembolie: Das Auftreten von postoperativen Pulmonalembolien (PE) unterscheidet sich in keiner der beiden Studien statistisch signifikant zwischen PatientInnen mit geringer bzw. mit höherer UFH-Dosierung (1, 2) (Tabelle 1). Ein Trend zu mehr PEs bei geringerer Dosierung zeigt sich nur in der Studie mit hohem Verzerrungsrisiko (2).

 

  • Intrakranielle Blutungen: In der größeren Studie (1) traten in der Gruppe mit geringerer UFH-Dosis weniger intrakranielle Blutungsereignisse auf als bei therapeutischer UFH-Dosierung (40 von 298 [13,4%] vs. 24 von 110 [21,4%]; RR: 0,63; 95% KI: 0,40–0,99). Die zweite Studie gibt nur Blutungskomplikationen an, die eine neuerliche Operation erforderlich machten (2). Davon war nur eine Person in der Gruppe mit niedrigerer Dosierung betroffen.

 

Abbildung 1: Vertrauen in die Ergebnisse

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