Trastuzumab: subkutan oder intravenös?
Anfrage
Ist eine subkutane Verabreichung des monoklonalen Anti-ERBB-2-Receptor(HER2)-Antikörpers Trastuzumab (Herceptin®) bei Patientinnen mit Mammakarzinom wirksamer und sicherer als eine intravenöse Verabreichung?
Ergebnisse
Studien
Zu diesem Thema fanden wir drei randomisiert kontrollierte Studien (RCT) mit Follow-Up-Untersuchungen bei Patientinnen mit HER2-positiven Brustkrebs. Alle Studien beobachteten auftretende Nebenwirkungen der subkutanen und intravenösen Formulierungen. Nur eine der gefundenen Studien befasste sich mit der Wirksamkeit der beiden Applikationsformen. In den anderen beiden Cross-Over-Studien wurde vornehmlich die Patientinnenpräferenz evaluiert. Alle Studien wurden von der Firma Roche finanziert.
Resultate
• In der einzigen Studie zum Vergleich der Wirkung von Trastuzumab wurde kein statistisch signifikanter Unterschied im Auftreten von Ereignissen (Rezidiv, Fortschreiten des Tumors und Tod) zwischen subkutaner und intravenöser Applikationsform festgestellt (nach 1,7 Jahren: 18 Prozent [53 von 294] vs. 21 Prozent [61 von 297]; HR [Hazard Ratio]: 0,88; 95% KI [Konfidenzintervall]: 0,62-1,27). Auch nach drei Jahren zeigten Ereignisrate (24 Prozent [71 von 294] vs. 27 Prozent [80 von 297]; HR: 0,95; 95% KI: 0,69-1,30) und Sterberate (8 Prozent [24 von 294] vs. 10 Prozent [30 von 297]; 0,76; 95% KI: 0,44-1,30) keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Trastuzumab subkutan und intravenös. Nach drei Jahren waren jedoch 37 Prozent der Patientinnen aus der Studie ausgestiegen.
• Alle drei Studien mit 1 293 Patientinnen zeigten häufiger unerwünschte Ereignisse bei der subkutanen Darreichungsform von Trastuzumab als bei der intravenösen. Dieser Unterschied kam durch eine häufigere Reaktion an der Injektionsstelle bei Personen in der subkutanen Gruppe zustande. Andere unerwünschte Ereignisse traten in beiden Gruppen ähnlich häufig auf. In einer der zwei größeren Studien mit Cross-Over-Design hatten 63 Prozent der Frauen (300 von 479) in der subkutanen Gruppe ein unerwünschte Ereignis, im Vergleich zu 54 Prozent (258 von 478 Patientinnen) bei intravenöser Verabreichung (p<0,01).
• In einer Studie kam es unter subkutaner Verabreichung bei 21 Prozent der Patientinnen (62 von 297) zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen, bei der intravenösen Darreichungsform nur bei 12 Prozent (37 von 298; RR: 1,68; 95% KI: 1,16–2,44). In den anderen beiden Studien traten nur vereinzelt schwere unerwünschte Ereignisse auf.
Stärke der Evidenz
Nach 1,7 Jahren zeigte die Rate an Ereignissen (kombinierter Endpunkt: Rezidiv, Fortschreiten des Tumors und Tod) keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen subkutaner und intravenöser Verabreichung von Trastuzumab. Aufgrund nur einer vorliegenden Studie zu diesem Endpunkt und der Ungenauigkeit der Ergebnisse ist die Stärke der Evidenz niedrig.
Stärke der Evidenz
Auch nach drei Jahren zeigten Ereignisrate (kombinierter Endpunkt: Rezidiv, Fortschreiten des Tumors und Tod) und Sterberate keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den beiden Applikationsformen. Aufgrund nur einer vorliegenden Studie zu diesen Endpunkten, der Ungenauigkeit der Ergebnisse und einer Drop-Out-Rate von 37 Prozent ist die Stärke der Evidenz unzureichend.
Stärke der Evidenz
Alle drei Studien zeigten eine höhere Rate an unerwünschten Ereignissen in der Gruppe, die Trastuzumab subkutan erhalten hatte (vor allem lokale Reaktionen). Schwere unerwünschte Ereignisse traten in einer Studie häufiger bei subkutaner Verabreichung auf, in den beiden anderen Studien nur in Einzelfällen. Die drei vorliegenden Studien zeigten inkonsistente Ergebnisse und wurden nicht verblindet durchgeführt. Daher ist die Stärke der Evidenz für die vorliegenden Ergebnisse niedrig.
Ausführliche Beantwortung
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