Palliativversorgung bei Patient:innen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz

Anfrage

Welche Effekte hat bei Patient:innen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz die Integration palliativmedizinischer Versorgung im Vergleich zur alleinigen konventionellen kardiologischen Betreuung auf patientenrelevante Endpunkte?

Ergebnisse

Studien

Dieser Rapid Review basiert auf einer rezenten Übersichtsarbeit von Almaadawy et al. aus dem Jahr 2025 (1). Diese schloss 13 randomisierte kontrollierte Studien (RCT) (2-14) mit insgesamt 1 541 Patient:innen ein. Die Studien wurden zwischen 2016 und 2024 publiziert und in den USA, China, im Iran und in Schweden durchgeführt. Alle RCTs untersuchten eine palliativmedizinische Versorgung bei Patient:innen mit chronischer Herzinsuffizienz, mit Ausnahme einer Studie (12), die Patient:innen mit akuter Herzinsuffizienz einschloss. Die Dauer der palliativmedizinischen Intervention reichte von vier bis 48 Wochen. Das durchschnittliche Alter der Studienteilnehmer:innen lag bei 45 bis 82 Jahren. Der Anteil an Männern betrug 38 bis 82 Prozent. Die Autor:innen des Reviews bewerteten das Bias-Risiko für vier Studien (2, 5, 8, 9) als niedrig und für acht als moderat (3, 6, 7, 10-14). Bei einer Studie wurde das Bias-Risiko als hoch eingestuft (4).

Resultate

  • Krankheitsspezifische Lebensqualität nach bis zu sechs Monaten: Eine Meta-Analyse von fünf RCTs (2, 3, 7, 10, 11) mit 642 Patient:innen zeigte, dass die Palliativversorgung im Vergleich zur Kontrollgruppe im Mittel zu einer Erhöhung der krankheitsspezifischen Lebensqualität führt, erfasst mit dem Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire Score (KCCQ-Score, 0=keine Einschränkung bis 100 Punkte =maximale Einschränkung) (Mittlere Differenz [MD] der Veränderung gegenüber Baseline zwischen den Gruppen: 1,65 Punkte; 95% Konfidenzintervall [KI]: 1,08 bis 2,21). Da die minimal klinisch bedeutsame Differenz (MCID) für den KCCQ in der Literatur mit etwa fünf Punkten angegeben wird (15), stellt dieser Effekt für Patient:innen wahrscheinlich nur eine geringe wahrnehmbare Verbesserung dar.

 

  • Schweregrad der Dyspnoe nach bis zu drei Monaten: Eine Meta-Analyse mit vier RCTs (3, 8, 9, 12) und 332 Patient:innen ergab eine ähnliche Veränderung des Dyspnoe-Schweregrads (0=keine Dyspnoe, 10=stärkste vorstellbare Dyspnoe) in der Gruppe mit Palliativversorgung und in der Vergleichsgruppe (MD der Veränderung gegenüber Baseline zwischen den Gruppen: 0,01; 95% KI: -0,32 bis 0,34).

 

  • Depressionssymptome nach bis zu vier Monaten: Drei Studien (2, 7, 9) verglichen die Veränderung von Depressionssymptomen mittels der Hospital Anxiety and Depression Scale – Subskala Depression (HADS-D). Eine Meta-Analyse mit drei RCTs und 316 Studienteilnehmer:innen ergab bei Patient:innen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz, die eine Palliativversorgung erhielten, eine ähnliche Veränderung von Depressionssymptomen, erhoben mittels HADS-D-Scores, wie bei Patient:innen in der Vergleichsgruppe (MD der Veränderung gegenüber Baseline zwischen den Gruppen: -0,28; 95% KI: -1,02 bis 0,46). Bei der HADS (0–21 Punkte) wird in der Literatur eine Veränderung von 1,7 Punkten als MCID angesehen (16).

 

  • Angstsymptome nach bis zu vier Monaten: Drei Studien (2, 7, 9) verglichen die Veränderung von Angstsymptomen mittels der Hospital Anxiety and Depression Scale – Subskala Angst (HADS-A). Bei Patient:innen mit Palliativversorgung war die Veränderung von Angstsymptomen, gemessen mit der HADS‑Angst‑Subskala, ähnlich wie bei jenen mit alleiniger kardiologischer Standardversorgung. Dies zeigte eine Meta-Analyse von drei RCTs mit 316 Studienteilnehmer:innen (MD der Veränderung gegenüber Baseline zwischen den Gruppen: -0,24; 95% KI: -0,96 bis 0,48).

 

  • Mortalität nach bis zu zwölf Monaten: Eine Meta-Analyse mit drei RCTs (3, 4, 11) und 536 Patient:innen zeigte eine ähnliche Mortalität bei Patient:innen mit Palliativversorgung und solchen mit Standardversorgung alleine (41 von 268 [15,3%] versus 37 von 268 [13,8%]; RR 1,11; 95% KI; 0,74 bis 1,65).
Stärke der Evidenz
2 von 3 = Moderat

Bei Patient:innen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz führt eine palliativmedizinische Versorgung im Vergleich zur Standardversorgung wahrscheinlich zu einer Verbesserung der Lebensqualität. Die klinische Relevanz dieses Effekts ist jedoch unklar. In Bezug auf depressive Symptome und Angstsymptome zeigt sich im Vergleich zur alleinigen kardiologischen Standardversorgung vermutlich kein zusätzlicher Nutzen.

Stärke der Evidenz
1 von 3 = Niedrig

Die verfügbare Evidenz weist darauf hin, dass eine palliativmedizinische Versorgung im Vergleich zur Standardversorgung möglicherweise keinen Effekt auf Dyspnoe-Symptome und die Gesamtmortalität hat.

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