Operative vs. konservative Behandlung einer vorderen Kreuzbandruptur: Re-Ruptur, Meniskus-Operationen und Arthrose im Follow-up

Anfrage

Ist die operative Behandlung einer vorderen Kreuzbandruptur der konservativen Behandlung hinsichtlich Re-Ruptur des operierten Kreuzbandes, Meniskusschaden oder Arthrose in einem entsprechend langen Beobachtungszeitraum überlegen?

Ergebnisse

Studien

Wir fanden zwei randomisiert kontrollierte Studien (RCTs: KANON (1, 2) und COMPARE (3) study) mit insgesamt 288 PatientInnen, die an einem strukturierten Reha-Programm teilnahmen. Bei 147 PatientInnen wurde in den ersten Wochen nach der Ruptur des vorderen Kreuzbands (ACL) eine Kreuzbandrekonstruktion durchgeführt. Bei 45 Prozent (64 von 141) der vorerst konservativ behandelten PatientInnen wurde in einem Zeitraum von zwei Jahren ebenfalls eine Kreuzbandrekonstruktion durchgeführt. Die ACL- Rekonstruktionen erfolgten bei drei Viertel der PatientInnen mittels Semitendinosusplastik, bei einem Viertel mittels Patellarsehnenplastik. An den Studien konnten nur PatientInnen teilnehmen, die 18 bis 35 Jahre alt waren und u. a. ein moderates Aktivitätsniveau aufwiesen.

Resultate

  • Re-Ruptur: Eine Meta-Analyse der beiden RCTs zeigte, dass innerhalb von zwei Jahren Re-Rupturen bei sofort operierten PatientInnen etwas häufiger auftraten als in jener Gruppe, in der nach vorerst konservativer Behandlung nur ein Teil der PatientInnen operiert wurde – ohne statistisch signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen (4,8 Prozent (7 von 147) vs. 2,1 Prozent (3 von 141); RR [Relatives Risiko]: 2,22; 95% KI [Konfidenzintervall]: 0,58–8,46) (1, 3); siehe Tabelle 2.

 

  • Meniskusoperation: Zwei Studien kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen. In einer Studie (1) wurden Meniskusoperationen bei primär Operierten deutlich seltener durchgeführt als in der Gruppe, die vorerst konservativ behandelt wurde (8,1 Prozent [5 von 62] vs. 32,2 Prozent [19 von 59]; RR: 0,25;95% KI: 0,10-0,63). Nach fünf Jahren war der Unterschied nicht mehr statistisch signifikant (47,5 Prozent (29 von 61) vs. 54,2 Prozent (32 von 59); RR: 0,88 (95% KI: 0,62–1,25] (2). In der zweiten Studie (3) gab es nach zwei Jahren keinen statistisch signifikanten Gruppenunterschied (4,7 Prozent [4 von 85] vs. 3,7 Prozent [3 von 82]; [RR: 1,29;95% KI: 0,30–5,57; siehe Abbildung 3 und Tabelle 2).

 

  • Arthrose: In einer Studie hatten etwas mehr früh operierte PatientInnen eine radiologisch nachweisbare Arthrose entwickelt. Der Unterschied ist jedoch statistisch nicht signifikant (32,8 Prozent (19 von 58) vs. 18,2 Prozent (10 von 55); RR 1,80; 95% KI: 0,92–3,52) (2); siehe Tabelle 2.

 

Vertrauen in das Ergebnis

Stärke der Evidenz
1 von 3 = Niedrig

 

Die angeführten Ergebnisse stammen aus randomisiert kontrollierten Studien mit unklarem Biasrisiko. Relativ kleine Fallzahlen der Ereignisse und damit eine mangelnde Genauigkeit der Ergebnisse verringern das Vertrauen in das Ergebnis. Siehe auch Abbildung 1 und Tabelle 2.

Abbildung 1: Vertrauen in die Ergebnisse

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