Operative Behandlung einer vorderen Kreuzbandruptur: Vergleich des Bandersatzes aus Langzeitstudien

Anfrage

Welche Unterschiede zeigen Studien mit mindestens fünfjährigem Follow-up zwischen verschiedenen Rekonstruktionsmethoden nach vorderer Kreuzbandruptur in Bezug auf Komplikationen (vor allem Re-Rupturen), Arthrose und funktionelle Parameter?

Ergebnisse

Studien

Wir inkludierten die zwei jüngsten systematischen Übersichtarbeiten (1, 2), welche nach systematischer Literaturrecherche den Einschlusskriterien entsprachen. Die beiden Arbeiten enthalten Ergebnisse von 21 randomisierten kontrollierten Studien (RCT) mit insgesamt 1 990 PatientInnen, bei denen eine vordere Kreuzbandrekonstruktion durchgeführt wurde. Wir analysierten in Hinblick auf Transplantatversagen, Arthrose und subjektive Parameter nach Rekonstruktion mit allogenen vs. autogenen Sehnen und Patellarsehnen vs. Hamstringsehnen. Der Beobachtungszeitraum nach OP reichte von 5 bis 17 Jahren. Die StudienteilnehmerInnen waren zum Zeitpunkt des Follow-ups durchschnittlich 22 bis 45 Jahre alt. Die Studienpopulation war in den Primärstudien, die eine große Bandbreite aufweisen, mehrheitlich männlich (47–100 Prozent).

Resultate

  • Patellarsehne versus Hamstringsehne
    Nach Patellarsehnenplastik erlitten mit 5,5 Prozent (37 von 678) aller Fälle statistisch signifikant weniger Personen ein Transplantatversagen als nach Hamstringplastik mit 9 Prozent (54 von 602) der Personen (Odds ratio [OR]: 0,59; 95% Konfidenzintervall [KI]: 0,38–0,91). Das zeigte eine Meta-Analyse von zwölf RCTs (Abb. 2). Eine Arthrose entwickelten Personen mit einem Transplantat aus eigener Patellarsehne etwas weniger häufig (23 Prozent [94 von 413]) als mit Hamstringtransplantat (29 Prozent [100 von 341]; Relatives Risiko [RR]: 0,76; 95% KI: 0,52–1,10; Abb. 4). Das ergab eine Meta-Analyse von neun RCTs. Der Unterschied erreichte jedoch keine statistische Signifikanz. PatientInnen, die ein Transplantat aus der Patellarsehne erhielten, waren auf einer Skala von 0 bis 100 (Lysholm-Score) um 2 Punkte mehr eingeschränkt als die Hamstring-Gruppe, der Unterschied ist allerdings klinisch nicht relevant (Ergebnis von acht RCTs mit 484 PatientInnen, mittlere Differenz [MD]: -2,26; 95% KI: -4,56–0,05). Der Lysholm-Score reicht von 0 (=maximale Einschränkung) bis 100 (=bestes Ergebnis). Ab 11 Punkten ist eine Veränderung für PatientInnen spürbar (3).

 

  • Allograft versus Autograft
    Setzten ChirurgInnen eine allogene Sehne als Kreuzbandersatz ein, trat ein Versagen des Transplantates bei 28 Prozent (26 von 92) aller Betroffenen ein. Nach Rekonstruktion mit körpereigener Sehne, unabhängig von der Entnahmestelle, kam es nur bei 8 Prozent (7 von 88) der Operierten zu einem Versagen (RR: 3,53; 95% KI: 1,61–7,73). Das zeigte eine Meta-Analyse von zwei RCTs (Abb. 3). Eine Arthrose-Progression erfuhren in einer Studie mit Allograft 33 Prozent (14 von 43) der Personen, während mit Autograft nur 10 Prozent (4 von 40) betroffen waren. Aufgrund der geringen Zahl an Fällen und methodischer Mängel ist das Vertrauen in die Ergebnisse niedrig. Unterschiede im Lysholm-Score aus fünf Studien mit 595 Personen waren zwischen den Gruppen marginal, ohne klinisch relevante Unterschiede (MD: 0,39; 95% KI: -1,22–2,00; Abb. 5).

Vertrauen in das Ergebnis

Das Vertrauen in die Ergebnisse wird in Tabelle 1 und Abbildung 1 dargestellt.

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