Gibt es Evidenz dafür, dass arthroskopische Eingriffe im Vergleich zu keiner Behandlung oder einer nicht-chirurgischen Therapie effektiver sind, um Endpunkte zu verbessern, die für PatientInnen mit Kniegelenksarthrose von Bedeutung sind?
Anfrage
Gibt es Evidenz dafür, dass arthroskopische Eingriffe im Vergleich zu keiner Behandlung oder einer nicht-chirurgischen Therapie effektiver sind, um Endpunkte zu verbessern, die für PatientInnen mit Kniegelenksarthrose von Bedeutung sind?
Ergebnisse
Eine Arthroskopie mit Lavage (Gelenksspülung) oder zusätzlichem Debridement soll Schmerzen lindern und Aktivitätseinschränkungen verbessern. Das Debridement umfasst die Entfernung von Meniskus- und Knorpelanteilen der Gelenkflächen, der Gelenkshaut (Synovia) und freien Gelenkskörpern und beinhaltet eine zusätzliche Lavage zur Entfernung freier Partikel.Ein arthroskopisches Debridement wird zwar häufig bei PatientInnen mit Kniegelenksarthrose angewandt, ist jedoch sehr umstritten ? es fehlen Studien, die einen Vorteil gegenüber einer Scheinbehandlung oder anderen Therapien nachweisen können. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) erstellte eine systematische Übersichtsarbeit mit mehreren Meta-Analysen zu diesem Thema. Zwei der Meta-Analysen mit je vier RCTs und 696 Kniegelenksarthrose-PatientInnen ergaben, dass eine Arthroskopie mit Lavage oder zusätzlichem Debridement im Vergleich zu keiner aktiven Intervention, keinen statistisch signifkanten Unterschied hinsichtlich einer Schmerzlinderung oder einer Besserung der Kniegelenksfunktion bewirkten. Unter „keine aktive Intervention" wurden folgende Vergleichsgruppen zusammengefasst: Scheinarthroskopie, diagnostische Arthroskopie oder keine zusätzliche Behandlung.PatientInnen mit Kniegelenksarthrose hatten ein Jahr nach einem arthroskopischen Eingriff, um einen Punkt weniger Schmerzen auf einer Skala von 0 bis 100, im Vergleich zu jenen, die sich keiner aktiven Intervention unterzogen hatten (KOOS; Knee injury and Osteoarthritis Outcome Scale: 0=keine bis 100=starke Schmerzen). Auch bezüglich der Besserung der Kniegelenksfunktion war das Ergebnis ähnlich. PatientInnen, die sich einem arthroskopischen Eingriff unterzogen, hatten nach einem Jahr eine um einen Punkt bessere Kniegelenksfunktion auf einer Skala von 0 bis 100, als jene PatientInnen, die keine aktive Intervention erhielten (AIMS-2; Arthritis Impact Measurement Scale: 0=starke bis 100=keine Funktionseinschränkung des Kniegelenks). Aufgrund methodischer Schwächen von zwei der vier RCTs, ist die Stärke der Evidenz moderat, dass eine Arthroskopie mit Lavage oder zusätzlichem Debridement zur Behandlung der Kniegelenksarthrose keinen patientenrelevanten Zusatznutzen hat. Ob eine Arthroskopie mit Lavage oder zusätzlichem Debridement im Vergleich zu keiner aktiven Intervention zu einer besseren Lebensqualität führt, oder ob und in welchem Ausmaß häufiger unerwünschte Ereignisse auftreten, konnte aufgrund der geringen Anzahl an Studien und Mängel im Studiendesign nicht festgestellt werden. Für Vergleiche über arthroskopische Eingriffe mit anderen Therapien (intraartikuläre Glukokortikoid- oder Hyaluronsäureinjektion, Kniegelenks-Lavage ohne Arthroskopie, Trainingstherapie unter Supervision oder Schmerztherapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika) standen zuwenige Studien zur Verfügung, um eine Aussage darüber zu treffen, welches Verfahren effektiver war, um Schmerzen und Kniegelenksfunktion zu verbessern.
Stärke der Evidenz siehe PDF
Ausführliche Beantwortung
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