Ibuprofen und Blutungsrisiko nach Tonsillektomie bei Kindern

Anfrage

Ist das Risiko für postoperative Blutungen bei Kindern, die nach einer Tonsillektomie Ibuprofen erhalten, höher als bei Kindern, die andere Schmerzmittel bekommen?

Ergebnisse

Studien

Wir identifizierten eine methodisch gut durchgeführte systematische Übersichtsarbeit von Simoni et al. 2021 (1). Die eingeschlossenen Studien verglichen bei Kindern mit elektiver Tonsillektomie, Adenotonsillektomie und Adenoidektomie das postoperative Blutungsrisiko nach der Gabe von Ibuprofen mit dem Blutungsrisiko nach der Gabe von anderen Schmerzmitteln (Paracetamol, Morphin) oder Placebo. Zusätzlich haben wir zwei aktuellere Studien zu dieser Frage gefunden (2, 3). Wir fassten die Ergebnisse von neun randomisiert kontrollierten Studien zusammen, mit Daten von insgesamt 1 380 Kindern. Ibuprofen wurde in allen bis auf zwei Studien oral eingenommen. Die Ibuprofen-Dosis reichte von 5 bis zu 10 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Die AutorInnen haben das Bias-Risiko der randomisiert kontrollierten Studien als unklar oder hoch eingestuft.

Resultate

  • Postoperative Blutungen mit der Notwendigkeit einer chirurgischen Intervention: Insgesamt traten wenige Ereignisse auf. Eine Metaanalyse mit fünf RCTs und 1 044 PatientInnen zeigte, dass bei Kindern, die perioperativ Ibuprofen erhielten, mehr postoperative Blutungen auftraten, die eine chirurgische Intervention erforderten, als in der Kontrollgruppe (2,8 Prozent [15 von 538] vs. 1,0 Prozent [5 von 506]; Risk Ratio [RR] 2,18; 95 % Konfidenzintervall [KI]: 0,98 bis 4,82). Der Unterschied war statistisch jedoch nicht signifikant.

 

  • Postoperative Blutungen ohne Notwendigkeit einer chirurgischen Intervention: Eine Metaanalyse mit sieben RCTs (1 248 PatientInnen) zeigte eine etwas höhere Rate an milden Blutungen bei der Gruppe mit Einnahme von Ibuprofen als bei der Vergleichsgruppe (6,3 Prozent [40 von 638] versus 5,9 Prozent [36 von 610]; RR 1,07; 95 % KI: 0,74 bis 1,54). Das Ergebnis ist jedoch ungenau, da der Unterschied zwischen den Gruppen sehr gering war und das Konfidenzintervall auch die Möglichkeit beinhaltet, dass kein Unterschied zwischen Ibuprofen- und Kontrollgruppe besteht.

 

Vertrauen in das Ergebnis

Stärke der Evidenz
1 von 3 = Niedrig

 

Das Vertrauen in das Ergebnis ist niedrig, dass Kinder, die nach einer Tonsillektomie Ibuprofen erhalten haben, im Vergleich zur Kontrollgruppe, die andere Schmerzmittel außer NSAR oder Placebo erhielt, häufiger Blutungen aufweisen, die eine medizinische Intervention erfordern. Das Blutungsrisiko ohne Notwendigkeit einer Intervention war in beiden Gruppen ähnlich, jedoch ist das Ergebnis aufgrund des breiten Konfidenzintervalls unsicher. Um eine verlässlichere Aussage zu treffen, sind größere randomisiert kontrollierte Studien erforderlich.

 

Abbildung 1: Ergebnisse im Überblick

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