Ernährungsinterventionen und/oder Nahrungsergänzungsmittel bei Patient:innen mit Lungenkarzinom

Anfrage

Verlängern bei Patient:innen mit Lungenkarzinom Ernährungsinterventionen und/oder Nahrungsergänzungsmittel in Kombination mit der onkologischen Standardtherapie das progressionsfreie Überleben und/oder das Gesamtüberleben im Vergleich zur alleinigen Standardtherapie?

Ergebnisse

Studien

Dieser Rapid Review basiert auf den Ergebnissen von 13 randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) mit 2 401 Patient:innen. Sieben Studien (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7) schlossen Patient:innen mit nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC), vier Studien (8, 9, 10, 11) Patient:innen mit kleinzelligem Lungenkarzinom (SCLC) und NSCLC ein, und in zwei Studien (12, 13) war die Art des Lungenkarzinoms nicht angegeben. Die meisten Studien inkludierten Patient:innen mit fortgeschrittenem Lungenkarzinom (2, 4, 6, 7, 8, 10, 11), präkachektische oder kachektische (5) oder unterernährte Patient:innen (12, 13). Nur zwei Studien (1, 3) konzentrierten sich auf Lungenkarzinom im Frühstadium. Acht Studien (1, 2, 3, 5, 6, 7, 8, 9) untersuchten die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln (z. B. Glutamin, Selen, Eicosapentaensäure [EPA], Folsäure und Vitamin B12 oder Vitamin D) im Vergleich zu keinen Nahrungsergänzungsmitteln oder Placebo; eine Studie (13) die Wirksamkeit einer Ernährungsintervention (energiereiche und eiweißhaltige Mahlzeiten) im Vergleich zur gewohnten Diät; und vier Studien (4, 10, 11, 12) die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln (z. B. Protein, Zink und Magnesium) in Kombination mit Ernährungsinterventionen (z. B. Ernährungsberatung) versus keine Intervention. In allen Studien erhielten Patient:innen in beiden Gruppen eine onkologische Standardtherapie. Diese variierte zwischen den Studien und umfasste chirurgische Resektion, Chemotherapie, Strahlentherapie und Palliativmedizin. Tabelle 1 zeigt die Studien- und Patient:innen-Charakteristika.

Wir stuften das Bias-Risiko bei acht Studien (2, 3, 4, 6, 7, 8, 10, 11) als hoch, bei drei Studien (5, 9, 13) als unklar und bei zwei Studien (1, 12) als niedrig ein.

Resultate

Nahrungsergänzungsmittel versus keine Nahrungsergänzungsmittel oder Placebo

  • Progressionsfreies Überleben
    Drei RCTs (2, 3, 6) mit 1 713 Lungenkarzinompatient:innen untersuchten die Wirksamkeit von Selen, Glutamin oder EPA zusätzlich zu onkologischer Standardtherapie im Vergleich zur alleinigen onkologischen Standardtherapie in Bezug auf das progressionsfreie Überleben (Tabelle 2). Keine der Studien fand einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. Zum Beispiel lag in einer Studie (6) das mediane progressionsfreies Überleben mit EPA-angereicherter Nahrungsergänzung bei 7,6 Monaten und ohne Nahrungsergänzungsmitteln bei 6,3 Monaten.

 

  • Gesamtüberleben/-mortalität
    Sieben RCTs (1, 3, 5, 6, 7, 8, 9) mit 1 893 Lungenkarzinompatient:innen untersuchten die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln zusätzlich zur onkologischen Standardtherapie im Vergleich zur alleinigen onkologischen Standardtherapie in Bezug auf die Gesamtüberlebensdauer (1, 3, 6, 9) oder die Gesamtmortalität (5, 7, 8, 9) (Tabelle 2). Keine der Studien fand einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. Zum Beispiel berichtete eine Studie (1) mit niedrigem Bias-Risiko, dass Patient:innen, die Vitamin D erhielten, eine ähnliche Fünf-Jahres-Überlebensrate hatten wie diejenigen, die ein Placebo bekamen (74 versus 78 Prozent).

 

Ernährungsintervention versus keine Ernährungsintervention

  • Gesamtüberleben/-mortalität
    Eine Studie (13) untersuchte die Wirksamkeit von energiereichen und eiweißhaltigen Mahlzeiten, die nach Hause geliefert wurden, im Vergleich zu einer gewohnten Diät bei 40 mangelernährten Lungenkarzinompatient:innen (Tabelle 2). Im Vergleich zur gewohnten Diät starben weniger Patient:innen, die energiereiche und eiweißhaltige Mahlzeiten geliefert bekamen, nach drei (19 versus 26 Prozent) und sechs Monaten (38 versus 53 Prozent), allerdings waren beide Ergebnisse statistisch nicht signifikant.

 

Kombination von Nahrungsergänzungsmitteln und Ernährungsintervention versus keine Intervention

  • Gesamtüberleben/-mortalität
    Vier RCTs (4, 10, 11, 12) mit 251 Lungenkarzinompatient:innen untersuchten die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln in Kombination mit Ernährungsinterventionen, zusätzlich zur onkologischen Standardtherapie, im Vergleich zur alleinigen onkologischen Standardtherapie in Bezug auf Gesamtüberleben/-mortalität (Tabelle 2). Keine der Studien fand einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. Zum Beispiel war die Gesamtmortalität bei Patient:innen, die sowohl Ernährungsberatung als auch Protein, Zink und Magnesium bekamen, nach drei Jahren gleich wie bei jenen, die alleinige onkologische Standardtherapie erhielten (jeweils 97 Prozent).
Stärke der Evidenz
0 von 3 = Insuffizient

Insgesamt ist die identifizierte Evidenz unzureichend, um eine Aussage zu treffen, ob Ernährungsinterventionen und/oder Nahrungsergänzungsmittel in Kombination mit der onkologischen Standardtherapie das progressionsfreie Überleben und/oder das Gesamtüberleben im Vergleich zur alleinigen Standardtherapie verlängern. Die inkludierten Studien haben methodische Mängel und sind klein.

 

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