Betablocker bei akutem Koronarsyndrom: niedrig oder hoch dosiert?

Anfrage

Gibt es Evidenz dafür, dass eine niedrig dosierte Betablocker-Therapie ähnlich wirksam ist wie eine hoch dosierte Betablocker-Therapie, um bei PatientInnen nach akutem koronarem Syndrom die Sterberate zu senken?

Ergebnisse

Studien

Wir fanden fünf retrospektive Beobachtungsstudien, die eine niedrig dosierte mit einer hoch dosierten Betablocker-Therapie bei PatientInnen nach akutem Koronarsyndrom (ACS) verglichen (1-5). Vier dieser Studien mit insgesamt 21 133 Personen wurden methodisch besser durchgeführt und daher hier im Anschluss beschrieben (1-4). Zwei davon berücksichtigten ausschließlich Personen mit akutem Herzinfarkt (2, 3). In den beiden anderen Studien lag der Anteil der PatientInnen mit akutem Infarkt bei 45 bis 60 Prozent (1, 4). Keine der Studien gab über Herzfrequenz- oder Blutdruckwerte unter der Betablocker-Therapie Auskunft. Folgende Betablocker wurden verabreicht: Metoprolol, Carvedilol, Propanolol, Timolol, Bisoprolol, Atenolol. Die höhere Dosis entsprach dabei ≥50 Prozent, die niedrige Dosis ≤25 Prozent der Zieldosis.

Resultate

  • Unsere Meta-Analyse (Abbildung 1) von vier Studien mit 21 133 PatientInnen ergab, dass das Risiko zu versterben bei niedriger Betablocker-Dosis ähnlich war wie bei einer höheren Dosis (HR [Hazard Ratio]: 1,0; 95% KI [Konfidenzintervall]: 0,83–1,15) (1-4). Bei niedriger Betablocker-Dosis verstarben im Vergleich zur höheren Dosis pro 1 000 Personen fünf weniger bis fünf mehr (Tabelle 1).

 

Stärke der Evidenz
0 von 3 = Insuffizient

Retrospektive Studien zeigen eine vergleichbare Sterberate bei niedriger oder höherer Betablocker-Dosis. Es ist jedoch davon auszugehen, dass ÄrztInnen die Dosis an den jeweiligen Bedarf angepasst hatten. ExpertInnen der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC=European Society of Cardiology) empfehlen, mit einer niedrigen Betablocker-Dosis zu beginnen und diese langsam bis zur Zieldosis (oder maximal tolerierbaren Dosis) zu steigern (6). Die Titration ist individuell anzupassen. Ereignisse wie Hypotonie, Bradykardie und Herzinsuffizienz-Symptome sollten dabei monitiert werden.Da die Studien wichtige Faktoren nicht berücksichtigen, die für die Dosiseinstellung entscheidend sind und den Krankheitsverlauf beeinflussen können, lässt sich keine Aussage darüber treffen, ob eine niedrigere Betablocker-Dosis ähnlich wirkungsvoll ist wie eine höhere Dosis, um bei PatientInnen mit ACS die Sterberate zu senken. Die Stärke der Evidenz für die vorliegenden Ergebnisse ist daher unzureichend.

 

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