Anfrage

Wie hoch ist das Aspirationsrisiko bei Erwachsenen durch eine verkürzte präoperative Nüchternzeit (orale Aufnahme von Wasser, anderen Flüssigkeiten, Medikamenten oder festen Nahrungsmitteln weniger als acht Stunden vor einem geplanten Eingriff in Allgemeinnarkose) im Vergleich zu einer Nüchternzeit von acht Stunden bei elektiven Operationen?

Ergebnisse

Studien

Unsere Suche identifizierte eine systematische Übersichtsarbeit (1) aus dem Jahr 2003, die eine verkürzte Nüchternzeit mit einer Nüchternzeit von mindestens acht Stunden vor elektiven Eingriffen verglich. In der Übersichtarbeit wurden sechs randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) eingeschlossen, die den Endpunkt Aspiration berichteten (2-7). Zusätzlich fanden wir 36 nach 2003 publizierte RCTs, die Aspirationsereignisse bei Patient:innen mit verkürzter und mit üblicher Nüchternzeit verglichen (8-43). Bei den Studienteilnehmer:innen handelte es sich hauptsächlich um gesunde Erwachsene mit Klasse I oder II nach der Risikoklassifikation der American Society of Anesthesiologists (ASA). Die meisten Studien schlossen Personen mit Übergewicht, Diabetes mellitus, einer bekannten Glukosetoleranzstörung und Schwangerschaft sowie bestimmten Erkrankungen oder der Einnahme von Medikamenten, die mit einer verzögerten Magenentleerungszeit einhergehen können, aus.

Resultate

• Aspirationsereignisse: Weder bei den insgesamt 2 156 Patient:innen der Interventionsgruppen mit verkürzter Nüchternzeit noch bei den 1 659 Personen der Kontrollgruppen, die mindestens acht Stunden lang nüchtern waren, kam es zu einer Aspiration.

Anhand der aktuellen Datenlage kann keine Aussage zur Aspirationsrate bei verkürzten präoperativen Nüchternzeiten bei Erwachsenen getroffen werden. Wir stufen das Vertrauen in das Ergebnis aufgrund der niedrigen Ereignisrate und des hohen Verzerrungsrisikos in den RCTs als insuffizient ein.

Ergebnisse im Überblick