Allergieprophylaxe bei Röntgen-Kontrastmittel

Anfrage

Gibt es Studien, die zeigen, wie effektiv eine medikamentöse Allergieprophylaxe vor einer Kontrastmitteluntersuchung ist, um bei PatientInnen mit vermuteter oder bekannter Kontrastmittelallergie unerwünschte Ereignisse zu verhindern?

Ergebnisse

Studien

Wir fanden eine systematische Übersichtsarbeit, die 10 011 Personen untersuchte. Der Anteil an Personen mit erhöhtem Risiko für eine Kontrastmittel(KM)-Reaktion war dabei unklar bzw. waren solche Personen ausgeschlossen (1). Die systematische Übersichtsarbeit erfasste neun randomisiert kontrollierte Studien (RCTs) aus den Jahren 1975 bis 1994. Zusätzlich fanden wir eine prospektive und zwei retrospektive Kohortenstudien, die 12 567 PatientInnen mit erhöhtem Risiko für KM-Reaktionen untersuchten (2-4).

Resultate   

  •  Bei Populationen, in denen nicht erhoben wurde, ob ein erhöhtes Risiko für eine KM-Reaktion besteht bzw. solche Personen ausgeschlossen waren, traten unter Prophylaxe seltener respiratorische Symptome oder Hautreaktionen auf (Tabelle 1) (1). Beispielsweise zeigte eine Meta-Analyse von zwei RCTs (1985,1994) in der Kortikosteroid-Gruppe eine geringere Rate an Angio- oder Laryngealen Ödemen (0,4 Prozent [3 von 778] vs. 1,4 Prozent [11 von 769]; OR [Odds Ratio]: 0,31; 95% KI [Konfidenzintervall]: 0,11–0,88).
  • Ergebnisse über KM-Reaktionen bei Personen mit bekanntem Risiko mit oder ohne Prophylaxe waren wegen der geringen Zahl an Ereignissen zu ungenau, um Schlüsse daraus zu ziehen (Tabelle 2) (3, 4). Eine retrospektive Studie aus Seoul aus dem Jahr 2016 zeigte, dass moderate Reaktionen (Urtikaria, Bronchospasmus) bei 1,5 Prozent (4 von 273) der Personen auftraten, die Chlorpheniraminmaleat 4 mg bekamen, und bei 1,1 Prozent (2 von 180) ohne Prophylaxe (RR: 1,32; 95% KI: 0,24–7,12).
  •  Krankenhaus-assoziierte Infektionen traten jedoch häufiger bei Personen auf, die eine Prophylaxe vor KM-Gabe erhielten (5,1 Prozent [72 von 1 424] vs. 3,1 [44 von 1 425]; RR [Relatives Risiko]: 1,64; 95% KI: 1,13–2,37) (2). Pro 100 Personen hatten zwei mehr eine Infektion. Das zeigte eine retrospektive Studie aus 2015.

 

Stärke der Evidenz
0 von 3 = Insuffizient

Bei Populationen mit bekanntem Risiko zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Die Anzahl an KM-Reaktionen war zu gering, um ein verlässliches Ergebnis zu berechnen. Die Evidenz dazu stammt aus einer prospektiven und einer retrospektiven Kohortenstudie.

Stärke der Evidenz
1 von 3 = Niedrig

Bei Populationen ohne bekanntes Risiko treten mit Prophylaxe seltener respiratorische Symptome oder Hautreaktionen bei KM-Untersuchungen auf. Das zeigten RCTs eines systematischen Reviews, deren Qualität mit einem unklaren Bias-Risiko bewertet wurden. Zudem stammen die Studien aus dem Jahren 1975 bis 1994. Damals verwendete Kontrastmittel sind mit den aktuell verfügbaren möglicherweise nicht vergleichbar.

Stärke der Evidenz
1 von 3 = Niedrig

Dem geringeren Risiko, eine allergische Reaktion nach Kontrastmittelgabe zu erleiden, steht eine höhere Rate von Krankenhaus-assoziierten Infektionen gegenüber. Dieses Ergebnis war deutlich, die Stärke der Evidenz wurde aufgrund methodischer Besonderheiten bei retrospektiven Kohortenstudien als niedrig eingestuft.

 

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